Hey Leute!
Heute schreibe ich einmal über ein ernsteres Thema, Pro-Ana. Dieser Post steht nur zur Aufklärung, ich selbst halte diese Bewegung für sehr gefährlich, ungesund und absolut hirnrissig.
Vielleicht sagt dir der Begriff Pro-Ana jetzt nichts, dann kannst du dich glücklich schätzen.
Vielleicht aber fühlst du dich jetzt auch ertappt, weil du selbst betroffen bist.
Aber von vorne. Pro-Ana nennen sich Mädchen (und in seltenen Fällen auch Jungen) im alter zwischen 12 und maximal 30, die die Magersucht (Anorexia Nervosa) als ihre beste Freundin vergöttern. Der Name Pro-Ana kommt von Pro, was 'Für' und Ana, was für Anorexia steht.
Ein großes Ziel ist unter anderem, einen BMI von unter 18 zu haben.
Die meist jungen Menschen halten sich für zu dick, zu hässlich und fangen an, Ana zu vergöttern und ihre Gebote und Tipps einzuhalten. Im Internet findet man wirklich unzählige Blogs von verzweifelten Jugendlichen, die sich damit quälen, nichts zu essen, oder kaum etwas zu essen. Leider merken die Betroffenen nicht, dass es absolut absurd ist, nichts zu essen oder eine Essstörung zu verehren. Anas wollen auch niemals wahrhaben, dass sie an einer Essstörung leiden.
Typische Inhalte eines solchen Blogs sind Diäten, "Anas Gebote", Rezepte, Ausreden, Ziele, Belohnungen, Tipps & Tricks, "Anas Gesetze" und Thinspos. Thinspos sind Bilder von krankhaft dürren/magersüchtigen Mädchen die motivierend wirken sollen. Unterhalb findet ihr ein paar solcher Thinspos. Auf einigen Blogs findet man zudem eine "Twinbörse". Hier werden Ana-Freundschaften geknüpft und Gruppen gegründet, in denen sich alles ums (ungesunde!) Abnehmen dreht.
Selten findet man auch eine Anleitung für ein "Pro-Ana-Armband". Das sind rote Armbänder, die als Erkennungsmerkmal für andere Anas dienen und daran erinnern, nicht zu essen. Ein weiterer Grund für Anas, ein solches Armband zu besitzen: Sie können es selber basteln und damit Zeit verbringen, somit also auch nicht zu essen. So könnte eines aussehen:
Ein paar dieser Blog-Inhalte führe ich hier genauer auf, mit den typischen
Ana-Diäten fange ich an. Im Endeffekt ist keine Diät besser wie die andere, da es sich in jedem Fall um eine Mangelernährung handelt.
Ich habe mir eine dieser Diäten herausgesucht, die auf fast jedem Blog zu finden ist:
"Knast-Diät
Dauer: 2 Tage - 2 Monate
Durchführung: Man darf am Tag so viel Brot oder Brötchen essen wie man mag. Allerdings darf kein Belag drauf sein. Dazu viel Wasser oder Tee trinken.
Gewichtsverlust: ca. 800g pro Tag"
Es darf also nur Brot gegessen werden und es dürfen nur kalorienlose Getränke zu sich genommen werden. Die Folgen? Es fehlen EINDEUTIG die wichtigen Makronährstoffe Fett und Eiweiß. Da auch kein Obst oder Gemüse verzehrt werden darf, fehlen sowohl Vitamine wie Mineralstoffe. Die Kalorienanzahl ist auch nicht ausreichend und der Körper wird nach und nach unterversorgt.
Sollte man diese Diät tatsächlich 2 Monate durchführen, wäre man - wenn's gut läuft - am Ende im Krankenhaus anzutreffen. Auch die These, 800 Gramm am Tag abzunehmen klingt zwar verlockend, ist aber vollkommen unrealistisch. Andere Diäten versprechen 1 Kilogramm Gewicht pro Tag zu verlieren, und man darf etwa 2 Eier und einen Apfel essen.
Der Körper schaltet beim Betreiben einer solchen Diät automatisch auf Sparflamme, der Grundumsatz wird also heruntergeschraubt und es wird zuerst Muskelmasse verbrannt. Wenn man dann einem Fressanfall unterliegt, speckt man (gefühlt) doppelt so schnell an. Desweiteren fehlen die wichtigsten Bausteine der Ernährung, da es sich so gut wie immer um Mono- oder Mangeldiäten handelt. Zur Folge hat das einen ewigen Kreislauf von Hungern und Fressanfällen, Kopfschmerzen, Haarausfall und anderen Mangelerscheinungen wie fahle Haut oder brüchige Fingernägel. Die "Ana-Pyramide" zeigt, worauf es bei der Ana-Ernährung ankommt. Essen soll also so gut wie gar nicht konsumiert werden. Dafür Pillen, Kaffee, Zigaretten und Kaugummi. Jeder Mensch mit normalem Verstand weiß, dass das eine wahnsinnig ungesunde "Ernährungsform" ist und krank macht. Eine Essstörung eben.
Die 10 Gebote sind ein weit verbreiteter Baustein eines solchen Ana-Blogs.
"Die 10 Gebote
1. Wenn ich nicht dünn bin, bin ich nicht attraktiv!
2. Dünn sein ist wichtiger als gesund sein.
3. Ich muss alles tun um dünner auszusehen!
4. Ich darf nicht essen ohne mich schuldig zu fühlen!
5. Ich darf nichts essen ohne danach Gegenmaßnahmen zu ergreifen!
6. Ich muss Kalorien zählen und meine Nahrungszufuhr dementsprechend gestalten!
7. Die Anzeige der Waage ist am Wichtigsten!
8. Gewichtsverlust ist gut, Zunahme ist schlecht!
9. Du bist niemals zu dünn!
10. Dünn sein und Nahrungsverweigerung sind Zeichen wahrer Willenstärke und Erfolgs!"
Auch hier kann man wieder problemlos feststellen, dass diese Mädchen die Realität aus den Augen verloren haben. Ihr größtes Lebensziel ist, dünn zu sein, um jeden Preis. Sich schlecht zu machen gehört ebenso zum Alltag, wie Hungern und Sport zu machen.
Die größten Ziele einer Ana sind, dünn zu sein, eine Thigh Gap zu besitzen, die eigenen Knochen zu sehen und auf Essen verzichten zu können.
Anas Briefe sind ein weiterer Baustein von solchen Blogs. Hier ist ein Teil von einem Brief an Ana:
"Ana´s Brief
Erlaube mir, mich vorzustellen. Mein Name, oder wie ich von so genannten Ärzten genannt werde, ist Anorexie. Mein vollständiger Name ist Anorexia nervosa, aber du kannst mich Ana nennen. (...) Du bist nicht perfekt, du strengst dich nicht genug an und darüber hinaus verschwendest du die Zeit damit, mit diesen Freunden zu reden und über sie und das Zeichnen nachzudenken. Dieser Luxus wird dir in Zukunft nicht gestattet sein.
Deine Freunde verstehen dich nicht. Sie sind nicht ehrlich. Früher, als die Unsicherheit an deinen Gedanken genagt hat, und du sie gefragt hast: Sehe ich...fett aus? und sie geantwortet haben Nein, natürlich nicht, wusstest du, dass sie lügen. Nur ich sage dir die Wahrheit. Deine Eltern.... lass uns nicht so weit gehen! Du weist, dass sie dich lieben und dass sie für dich sorgen, aber die Sache ist einfach die, dass sie deine Eltern sind und verpflichtet sind, so zu handeln. Ich werde dir jetzt ein Geheimnis verraten; Tief in ihrem Inneren sind sie von dir enttäuscht. Aus ihrer Tochter, der mit all dem Potential, ist ein fettes, faules Mädchen geworden, das alles, was es hat, nicht verdient hat. (...)
Ich erwarte eine ganze Menge von dir. Du darfst nicht viel essen. Es wird langsam anfangen: Reduzierung der Fettaufnahme, Lesen der Nährwertangaben, Junk Food, Frittiertes etc wird weggelassen. Für eine Weile wird die Übung einfach sein; Etwas Laufen, vielleicht ein paar Crunches, und Sitt ups. Nichts zu Schweres. Verlierst vielleicht ein paar Pfunde. Nehme ein bisschen Fett aus diesem Fettbottich deines Bauches. Aber es wird nicht lange dauern, dann werde ich dir sagen, dass das nicht genug ist.
Ich werde von dir erwarten, deine Kalorienaufnahme zu verringern und gleichzeitig mehr Übungen zu machen. Ich werde dich an deine Grenzen treiben. Du musst es ertragen, weil du dich mir nicht widersetzen kannst. Ich fange an, mich bei dir einzunisten. Ziemlich bald bin ich immer bei dir. Ich bin da, wenn du morgens aufwachst und zur Waage rennst. Die Zahlen werden beides -Freund und Feind, und mit rasenden Gedanken betest du, sie mögen niedriger sein, als gestern morgen. Du siehst mit Schrecken in den Spiegel. Du kneifst dir in das Fett, das da ist und lächelst, wenn du dir über die Knochen streifst. (...) Ich folge dir den ganzen Tag hindurch. In der Schule, wenn du dich schlecht konzentrieren kannst, gebe ich dir etwas zum Nachdenken: Zähle die Kalorien für den Tag nach. Es ist zuviel. Ich fülle deinen Kopf mit Gedanken über Essen, Gewicht, Kalorien und Dinge, über die Nachzudenken sicher ist. Denn jetzt bin ich bereits in dir drin. Ich bin in deinem Kopf, deinem Herzen und deiner Seele. (...)
Lächel und nicke. Zeige dich von deiner guten Seite. Schlage auf diesen fetten Bauch, verdammt, Gott, bist du eine fette Kuh! (...) wenn du isst, dann wirst du die Kontrolle verlieren.... WILLST du das? Wieder eine fette Kuh werden, die du einmal warst? Ich zwinge dich, Models aus Modemagazinen anzustarren. Diese perfekt dünnen, verzichtenden Models mit den weißen Zähnen, Models der Perfektion, die dich von den Seiten der Hochglanzmagazinen heraus anstarren. Ich lasse dich erkennen, dass du nie wie sie sein kannst. Du wirst immer fett und nie so schön sein wie sie. Wenn du in den Spiegel schaust, werde ich dir das Bild verzerren. Ich werde dir Fettleibigkeit und Scheußlichkeit zeigen. (...) Aber du musst das glauben, denn wenn du die Wahrheit kennen würdest, könntest du wieder anfangen zu essen und unsere Beziehung würde zerbrechen."
Wenn du den Text gelesen hast, wirst du sicher erstaunt sein, dass Pro-Anas sich so etwas den ganzen Tag über einreden und das auch noch glauben.
Traurig wie verzweifelt manche Menschen sind, nur weil sie nicht die besten Maße haben. Aber daran ist ganz klar auch unsere Umwelt schuld, die ganze Modeindustrie, die Werbung...
Neben Pro-Ana gibt es auch noch Pro-Mia. Das ist Bulimie, also Ess-Brech-Sucht. Ihr könnt euch natürlich darüber auch noch informieren, aber für heute reicht erstmal Pro-Ana, denke ich.
Hier noch so genannte "Thinspiration":
Zum Abschluss möchte ich noch ein paar Worte loswerden.
Ich finde es schlimm, dass fülligere Menschen in unserer Gesellschaft nicht gleichwertig akzeptiert sind wie normal oder untergewichtige Menschen. Jeder Mensch hat seine Stärken und Schwächen, jeder seine schönen und hässlichen Seiten. Ich denke, unterm Strich sind wir alle gleich viel wert.
Manche Menschen mit Gewichtsproblemen (egal ob Über-oder Untergewicht) haben ihre Probleme vielleicht auch erst durch eine Krankheit oder durch eine Krise in der Familie oder in der Beziehung bekommen. Also, bewertet Leute nicht immer nur nach ihrem Äußeren. Lernt sie erstmal persönlich kennen und ihr werdet feststellen, die wenigsten sind unfreundlich oder unsympathisch.
Ich hoffe ich konnte euch die Welt der Pro-Anas zeigen und ihr konntet feststellen, dass das schon lange nicht mehr gesund ist.
Und nochmal für diejenigen, die vielleicht denken, dass ich auch eine Pro-Ana bin:
Nein! Ich wollte nur das Prinzip und die Gefahr erklären. Mir sind ein gesundes Leben, Sport und eine gute Ernährung tausendmal wichtiger, als Kleidergröße 34.
Einen schönen Tag wünsche ich euch noch, und bald melde ich mich mit einem sehr leckeren Rezept bei euch wieder!
Eure Anna.